Es geht wieder los!

Der Dezember hat begonnen. Und das bedeutet: Bald ist Weihnachten. Ich habe nichts gegen Weihnachten. Weihnachten kann spannend sein. Ich mag Geschenke, insbesondere freue ich mich über Geschenke, die ich auf meiner Geschenkeliste stehen hatte. Aber das ist Privatangelegenheit.

Irgendwann glaubte ich mal ganz naiv, dass privat und beruflich für jeden ohne Probleme trennbar ist. Pustekuchen. Und so kam es zu diesem Ereignis:

 

Vor ein paar Monaten habe ich meinen Job gewechselt. Jetzt arbeite ich in einem Wohnheim für Kanner-Autisten. Eines Abends nach Feierabend, ging ich noch zu meinem Mitarbeiterfach („Briefkasten“ nenne ich das Ding, denn es sieht aus wie ein Briefkasten – sogar mit Schlüssel).

Ich schaute also da rein und da lag ein Zettel drin. Das ist nichts Besonderes, da liegen immer wieder Zettel drin: Fortbildungsinformation, Abrechnung, Informationen zum Wohnheim etc. An diesem Abend lag eine Einladung zu einer Weihnachtsfeier drin.

Und meine erste Reaktion war, dass ich vor mich hinflüsterte: „Ach, Du meine Güte. Es geht wieder los.“ (Ich spürte sofort eine Art Fluchtreflex) Und dann begann ich, zu zählen. Ich zählte, wie viele Weihnachtsfeiern dieses Jahr gefeiert würden, und kam auf 3. Ehrlich: 3 Weihnachtsfeiern! Letzte Woche kam eine 4. dazu (und ich fürchte, dass es bei dieser Zahl nicht bleiben wird).

Eine Weihnachtsfeier muss ich leider miterleben, denn dann bin ich im Dienst und sie findet im Wohnheim statt – und dann werden alle freudig zusammen sitzen und quatschen und alles durcheinanderbringen … (Hilfe!). Zu den anderen Feiern gehe ich natürlich nicht.

 

Warum „natürlich“?

 

Weil es Veranstaltungen auf Sozialebene sind. Da ich in der glücklichen Position bin, so etwas ausfallen lassen zu können, mache ich auch Gebrauch davon. Es wird geredet, es wird gegessen; es wird geredet, es wird getrunken; es wird gelacht, gequatscht, getratscht, gelästert. Lange habe ich geglaubt, dass Zusammenkünfte dieser Art etwas Besonderes haben müssten, wozu ich keinen Zugang habe, aber so langsam sehe ich, dass es dort nichts gibt, was für mich von Bedeutung ist. Und das möchte ich nicht. Ich möchte Privates nicht mit Beruflichem vermischen.

 

Meistens ist das für viele unverständlich. Für sie ist es aus mir noch unerfindlichen Gründen „toll“. Wahrscheinlich suchen sie dort etwas, was sie aber nicht finden. Oder aber sie können sich eine Zeitlang von sich ablenken und fühlen sich dann „gut“, weil sie nicht mehr fühlen, was sie sonst fühlen. Auch möglich.

Da ich Analytiker bin, ist sowas grundsätzlich faszinierend zu beobachten, aber ich muss mit meiner Energie gut haushalten, und solche Veranstaltungen ziehen mir zu viel Energie ab.

 

Also: Nee, nicht mit mir.

Aber ich kann sicher sein, dass die Angebote diesbezüglich nicht verebben werden: Es werden wieder Jahresfeiern geben und Geburtstage irgendwelcher Kollegen und Ostern und Sommerfeste und so weiter … und je mehr der Beruf „sozial“ ist, desto sozialer wird die Ebene auch.

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